Neue Verschlussvariante bei Einweg-PET Flaschen: „Tethered Caps“ 

29. November 2022

Wem ist es schon aufgefallen? Manche Getränkehersteller haben bereits umgesetzt, was von der EU neuerdings gefordert wird. Der Verschluss einer Einwegflasche bleibt beim Aufschrauben eines Getränkes fest verbunden mit dem Flaschenhals. In Fachkreisen spricht man hier von den sogenannten „Tethered Caps“ was so viel wie „verbundener Deckel“ heißt.

 

EU-Vorgabe bis 2024

Die Getränkehersteller müssen bis 2024 laut EU- Richtlinien gewährleisten, dass die Deckel zum Schutz der Umwelt mit der Flasche verbunden bleiben. In Deutschland kommen bisher bereits 97% der Pfandflaschen über das Pfandsystem zurück, die meisten tatsächlich auch mit Deckel. In Zukunft sollen aber alle Flaschen inklusive Deckel recycelt werden.
Ein Pfandsystem wie in Deutschland gibt es noch nicht EU weit. Wir Deutschen sind beim Thema Recycling tatsächlich vorne mit dabei. Die Thematik soll zudem den Recyclingkreislauf in EU Ländern ohne Recyclingkreislauf und Pfandsystem verbessern.

 

Umsetzung der „Tethered Caps“

Der Verschluss einer Flasche ist fest mit dem Flaschenhals verbunden, somit kann der dazugehörige Decke nicht verloren gehen und bleibt im Recyclingkreislauf. Coca-Cola ist hierbei in Deutschland der Vorreiter bei der Umsetzung dieser EU-Vorgabe. Ziel ist es eine Umstellung in ganz Europa umzusetzen um Abfall zu reduzieren und Sammelquoten für Recycling zu erhöhen.

Der neuer Verschlusstyp spart bis zu 1,37 Gramm Kunststoff pro Flasche. Die Verbraucher lassen den Deckel beim Trinken einfach an der Flasche, verschließen sie wieder und geben die Verpackung wie gewohnt am Pfandautomaten ab.

Befestigt werden sie an allen Einweg-PET-Getränkeverpackungen mit einem Volumen von bis zu drei Litern. Der Inhalt der PET-Flasche mit dem neuen Verschluss ist dabei irrelevant – die Getränke reichen von Softdrinks und Limonaden über Wasser bis hin zu Milch in Kartonverpackungen.

 

Kritik am EU-Vorhaben

So einfach wie sich die EU das vorstellt ist es vorallem für die betroffenen Unternehmen nicht. Laut Prognosen könnten dabei zwischen 50.000 bis 200.000 t zusätzlicher Kunststoff benötigt werden, um die Verbindung zum Flaschenhals sicherzustellen. Außerdem müssten die Unternehmen 2,7 Mrd. Euro investieren, um Abfüllanlagen grundlegend umzurüsten. Betroffen seien EU-weit 1.359 Abfülllinien.

Auch wenn noch Zeit bis 2024 ist, haben die beteiligten Unternehmen, ob Hersteller von Verschlüssen, von Spritzgießmaschinen oder von Abfüllmaschinen, Anforderungen an die Gestaltung und Verarbeitbarkeit der Verschlüsse. Qualität und Benutzerfreundlichkeit sollen erhalten bleiben, mit keinen oder minimalen Auswirkungen auf die Produktionskosten der Unternehmen, Flaschendesign sowie Füll- oder Verschließprozesse.

 

Was kommt auf die Getränkehersteller zu?

Dass bei diesem Vorhaben die aktuellen Abfüll- und Verpackungsabläufe nicht gleich bleiben werden, ist den betroffenen Unternehmen bewusst. Die neuen Flaschendeckedesigns benötigen neue Varianten im Prozess. Aktuell dominieren zwei Varianten:

Das „Lasso-Design“ bezeichnet Verschlusskappen, welche mit einem zweiteiligen Band mit der Flasche verbunden werden. Der Deckel ist dabei mit dem oberen Band, und die Flasche mit dem unteren Band verbunden. Dieses Design ist relativ einfach und kann mit vorhandenen Werkzeugen umgesetzt werden. Meist müssen nur die sogenannten Schieber überarbeitet werden.

Das „Hinge-Design“ hingegen löst die dauerhafte Verbindung von Verschluss und Flasche mit Hilfe eines Scharniers. Dieses kann wahlweise zusätzlich eine Fixierung der Kappe in einer definierten Position ermöglichen. Die Verwendung von bestehendem Werkzeug ist dabei so gut wie unmöglich.

Die Richtlinie zu den „Tethered Caps“ betrifft zudem nicht nur PET-Flaschen, sondern auch Getränkekartons in denen beispielsweise Milch verkauft wird. Für die Industrie der Getränke heißt es nun Möglichkeiten testen und Produktion anpassen.